Liebe Anne, Du bist eine erfolgreiche Frau in einer gehobenen beruflichen Position. War das schon immer Dein Karriere/ Berufsziel und wie sieht Dein Berufsalltag aus ?
Es war schon immer mein Berufsziel mit Menschen zu arbeiten. Eine Bankausbildung erschien mir damals ein solider Anfang. Schon während meiner Ausbildung habe ich festgestellt wie viel Freude mir das Thema Geldanlage / Anlageberatung macht. Da das Thema in der Schule nicht wirklich tiefgründig bearbeitet wird, braucht es gute Beratung von objektiver Stelle. Das ist auch heute noch so.
Der Beruf hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Allein durch die 5 großen Finanzkrisen, die meine Kunden und ich in den letzten zwanzig Jahren erlebt haben. Die New Economy, die Lehmann und die Euro-Krise, sind mir noch gut in Erinnerung. Aber auch das dauerhafte Niedrigzinsniveau und die Corona-Krise stellen Anlageberater:innen vor Herausforderungen. Da braucht es „Krisen- und Risikomanager:innen”, die als fester und vertrauensvoller Gesprächspartner langjähriger Kundenverbindungen Konstanz und Vertrauen bieten.
Durch die Unsicherheiten am Kapitalmarkt haben sich wiederum die Grundfeste der Kunden gestärkt. Ein Grund, warum ich mich mit dem Thema nachhaltiger Geldanlage auseinandergesetzt habe und hier nun den Schwerpunkt meines täglichen Handelns sehe.
Was waren die bisher größten Herausforderungen und wie hast Du diese gemeistert ?
Da brauche ich gar nicht weit zurückblicken. Nachdem ich mich 2019 im Bereich der nachhaltigen Geldanlage spezialisiert habe, habe ich nach einer Bank gesucht, die mir ein ideales Umfeld für die Beratung meiner Kunde bietet. Diese habe ich gefunden und bin am 02.Januar 2020 bei Merck Finck gestartet. Kaum angekommen, begann mit dem ersten Lockdown die Phase des HomeOffices, gepaart mit dem HomeSchooling, war das Jahr wirklich ziemlich herausfordernd.
Aber ich schaue mit einem Lächeln auch noch einmal weiter zurück in die Vergangenheit. Vor Jahren habe ich einmal als einzige Frau, bei einem Börsenmakler in Düsseldorf, unter 70 Männern gearbeitet, dass war auf andere Art und Weise sehr herausfordern.
Was motiviert Dich und woraus schöpfst Du Kraft ?
Ganz klar, meine Familie und meine Freunde. Es ist für mich ausgesprochen wichtig, dass ich hier immer wieder Auszeiten genieße, die mir den Blick auf andere Seiten des Lebens öffnen. Aus diesem Grund bin ich auch kein bedingungsloser Befürworter des HomeOffices. Mir fällt es hier viel schwerer abzuschalten und aufzuhören. Da arbeite ich an mir, denn ich glaube es ist ausgesprochen wichtig, den Computer auch mal runterzufahren und den eigenen Akku hochzufahren.
In „normalen“ Zeiten lerne ich natürlich bei jeder Veranstaltung oder jedem Event interessante Menschen und Persönlichkeiten kennen. Das bereichert mich sehr und stellt definitiv eine Wertschöpfungsquelle für mich dar.
Das Thema Gleichberechtigung ( z.B. EqualPay ) von Frauen und Männern in der Arbeitswelt, steht leider immer noch im Diskurs. Was wäre aus Deiner Sicht ein sinnvoller Anknüpfungspunkt, um Unternehmen und Mitarbeitende für das Thema zu sensibilisieren? Bemerkst Du bereits eine positive Entwicklung?
Da gibt es sicher noch viel zu tun. Ob die gesetzlich eingeführte Quote für Vorstands und Aufsichtsratsmandate hilft? Sie ist sicher ein Anfang und ich habe die Hoffnung, dass sich aus dem erzwungenen Pflänzchen mehr entwickelt. Die Unternhemen sind sensibilisiert und ich merke Veränderungen. Vor Jahren saß ich in einem Vorstellungsgespräch. Die Herren wollten damals unbedingt eine Frau für Ihr Team gewinnen, aber sie musste Vollzeit arbeiten. Da sind wir mittlerweile einen großen Schritt weiter. Viele Unternehmen bieten gute Teilzeit-Modelle, zeigen sich flexibel und ermöglichen Homeoffice. Mein Arbeitgeber zählt hier definitiv positiv hinzu.
Ganz gleich wird es aber im Hinblick auf Gleichberechtigung nicht werden. Den Männern wird es voraussichtlich, alleine aus medizinischen Gründen, nie möglich sein, ein Kind zur Welt zu bringen. Und etwas Rehabilitationszeit nach der Geburt tut jeder Frau gut. Das kann ich aus eigener Erfahrung sagen. Ich engagiere mich sehr dafür, dass für die Mütterwelt, die sich beruflich schon etwas aufgebaut haben, durch den natürlich Ausfall von Geburt und zwingender Erstversorgung durch die Mutter kein Nachteil entsteht.
Gerade in diesem Monat feiern wir wieder den Internationalen Womens Day, ein Tag der für die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau steht. Aus meiner Sicht ist so ein Tag von hoher Relevanz um das Thema wieder in Erinnerung zu rufen. In diesem Jahr bekommt er für mich eine besondere Bedeutung. Meine Gedanken sind bei all den starken Frauen, die die herausfordernde Situation von HomeSchooling und Homeoffice so großartig meistern.
Hast Du Tipps oder Erfahrungswerte, wie Du Kinder, Familie, Karriere und Privatleben am Besten unter einen Hut bekommen kannst ?
Struktur und Konsequenz ist da wohl alles. Ich sehe in meinem Umfeld häufig Frauen, die über grossartiges Organisationstalent verfügen und durch strukturiertes Vorgehen im Alltag alle Themen gut unter einen Hut bekommen. Gerade die Struktur ist aber innerhalb der Familie mit kleinen Kindern oft nicht so darstellbar, wie wir das im Büroalltag kennen. Deshalb muss zu Hause mit anderen Fähigkeiten kompensiert werden. Mir hilft Improvisationstalent und Humor. Es hilft auch, sich von perfektionischen Ansprüchen zu verabschieden. Hier freuen sich mittlerweile alle, wenn am Abend der Kühlschrank ´mal wieder nichts hergibt, dann kommt der Lieferservice. Support your Locals !
Mit welchen Themen können die Mitglieder auf Dich zukommen ?
Natürlich darf jeder seine erste verdiente Million bei mir anlegen, seine Familien- oder Unternehmenssatzung mit mir erarbeiten, für das eigene Unternehmen über die steuerlichen Vorteile einer guten betrieblichen Altersversorgung sprechen oder die eigenen vier Wände finanzieren. Private Equity, Alternative Investments und Off-the-records-Immobilien runden das Spektrum ab. Außerdem natürlich zu allen Punkte rund um das Thema sustainable Finance. Auch im Bereich CSR Corporate Social Responsibility – also Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen, fungiere ich gern als Ansprechpartner. Als Mitglied im Kuratorium der MerckFinck Stiftung beschäftige ich mich auch sehr stark mit dem Thema gesellschaftliche Verantwortung. Wo kann ich mich einbringen ? Wie kann ich mich ehrenamtlich engagieren ? Des Weiteren bin ich im Leitungskreis der Arbeitsgruppe evangelischer Unternehmer tätig und verfüge hier über ein exzellentes Netzwerk.
Warum bist Du ein FirstPlace-Fan ?
Weil ich genau das nach/während meiner Studienzeit vermisst habe und ich mich riesig freue, dass es nun ein Netzwerk gibt, welches seinen Mitgliedern eine optimale Vorbereitung für eine verantwortungsvolle berufliche Position bietet.
Veröffentlicht: 07.04.2021